Gründung
Emotionaler Teil
Bevor es an die ganz konkreten Lösungen, Konten und Karten geht, solltet ihr euch Zeit nehmen, um über emotionale Themen zu reden. Dadurch bekommt ihr ein Gefühl für gegenseitige Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche, was eine wichtige Grundlage für den weiteren Prozess ist.
Als Format eignet sich häufig die “Runde”, d.h. dass ein mal im Kreis jede*r die Möglichkeit bekommt, zu sprechen, während die anderen zuhören. Häufig werden da dann die Themen klar, über die nochmal konkreter gesprochen werden sollten. Sammelt diese Themen und besprecht sie später, z.B. nachdem alle ein mal gesprochen haben.
Ein paar Impulsfragen, an denen ihr euch langhangeln könnt:
- Wieso möchte ich das (mit euch) machen? Was wünsche ich mir von diesem Experiment?
- Was sind meine Sorgen? Was geht für mich gar nicht?
Und noch grundsätzliche Fragen, um euch und euer Verhältnis zu Geld besser kennenzulernen:
- Wie kam das Geld in meine Welt?
- In welchen ökonomischen Verhältnissen bin ich aufgewachsen?
- Was macht Geld mit mir?
Fragen, falls ihr euch noch gar nicht kennt:
- Womit verbringe ich meine Zeit?
- Wie bin ich links/aktivistisch/politisch geworden?
- Wie bin ich aufgewachsen (Lebensgeschichte)
Den Rahmen klären
Ein paar Fragen, die ihr an diesem Punkt klären solltet – falls das nicht schon geschehen ist:
- Wer ist dabei?
- Sind wir eine Alltagsökonomie oder eine Vermögensökonomie?
- Ist das Experiment zeitlich begrenzt?
- Ab wann beginnt das Experiment?
Die ökonomischen Verhältnisse klären
Wenn ihr euch emotional ausgetauscht und besser kennengelernt habt, gehts ans Konkrete: Eure ökonomischen Verhältnisse. Dabei könnt ihr euch selbst aussuchen, ob ihr auch über Vermögen und Erbe reden wollt, oder ob es sich nur um die alltäglichen Einnahmen und Ausgaben drehen soll.
Fragen dazu könnten sein:
- Wieviel Geld habe ich gerade zur Verfügung?
- Wie ist mein Lebensstil? Wofür gebe ich wie viel Geld aus?
- Wie ist mein Zugang zu Vermögen jetzt? Und wie ist die Aussicht auf Erben?
Eine gute Methode kann sein, die Einnahmen und Ausgaben, die ihr im nächsten halben Jahr (oder einem anderen Zeitraum) erwartet, aufzuschreiben und dann den anderen vorzustellen. So könnt ihr die Zahlen gleich nutzen, um einen groben Überblick über eure Gesamtfinanzen zu bekommen.
Erfahrungsgemäßg können bei diesen Fragen Spannungen auftreten, da Menschen von unterschiedlichen Standpunkten kommen. Wenn ihr das bemerkt, dann seid ihr genau richtig! Das ist der Punkt, an dem ihr ansetzen solltet. Sprecht darüber, wie es euch mit dem Gehörten geht.
Das Bürokratische / Logistische
Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, und euch sicher seid, dass wir wirklich eine GemÖk gründen wollt, dann bleibt nur noch die Frage zu klären, wie das Geld denn nun geteilt wird. Von einer Truhe mit Bargeld bis zum gemeinsamen Verein mit Vereinskonto gibt es viele Möglichkeiten und ihr dürft individuell herausfinden, was es in eurem Fall braucht.
Generell ist es bei neuen GemÖks empfehlenswert, nicht zu viel Neues zu erschaffen und bürokratische Monster zu bauen. Lieber einfach mit dem anfangen, was leicht zugänglich ist und dafür mehr Zeit haben, das Gefühl von „das ist alles unser Geld“ zu nähren.
Logistische Möglichkeiten sind unter Geld-Logistik in der GemÖk zusammengefasst.
Weitere Absprachen
Ideen für Absprachen, die ihr treffen könnt, wenn es für euch wichtig ist:
- Einen Höchstbetrag, ab dem Ausgaben mit der Grupe abgestimmt werden müssen
- Regelmäßige Treffen, um sich auszutauschen und Bürokratisches zu klären
- Manchmal reicht auch eine 1-stündige „Wie gehts mir gerade“-Runde in einem Online-Raum, gerade wenn Termine finden schwierig ist
- Eine Chatgruppe, um in Kontakt zu bleiben
- Was machen wir, wenn zu viel Geld da ist?
- Was machen wir, wenn zu wenig Geld da ist?
- Wollen wir einen Überblick über unsere Finanzen haben? Und eine Vorausschau? Wenn ja, wie?
Wenn ihr wollt, könnt ihr Absprachen auch aufschreiben, in einem Protokoll oder einer „GemÖk-Verfassung“.
Einfach loslegen
Wenn das Gröbste geklärt ist, seid ihr endlich bereit zum Loslegen. Auch wenn noch nicht alle Details klar sind: Ein Gefühl für alles entwickelt sich am besten in der Praxis, also let’s go GemÖk!